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Der Beginn meiner Reise

Aktualisiert: 17. Mai 2020

„Jeder fängt mal klein an.“ Diesen Spruch haben wir wohl alle schon häufig gehört. Vielleicht haben wir ihn sogar schon zu uns selbst gesagt, wenn wir was Neues angefangen und einen Schritt aus unserer #Komfortzone gewagt haben. Im Bezug auf das Schreiben, trifft dieser Spruch bei mir jedenfalls zu, und zwar wortwörtlich.


Bücher übten von der ersten Sekunde an eine enorme Faszination auf mich aus.


Sie ließen einen wunderbar der eigenen Welt entfliehen, wenn sie einem zu viel wurde und komplett in einer neuen, anderen abtauchen. Man konnte Abenteuer erleben, sich mit Drachen anfreunden, mutig sein und jede Herausforderung meistern. Andere Bücher erklärten die Welt, ließen verstehen warum die Dinge sind wie sie sind.


Schnell verschlang ich jedes Buch, was ich in die Hände bekam und freute mich über nichts mehr als über einen Stapel Bücher auf dem Geburtstagstisch oder unter dem Weihnachtsbaum. So verwundert es nicht, dass ich schon im Alter von vier Jahren meine ersten Geschichten und Gedichte schrieb.


Während andere Kinder komplette Blöcke mit Bildern füllten, tat ich dies mit Worten.


Es fühlte sich natürlich an zu schreiben; meine Gedanken fließen zu lassen und sie zu Papier zu bringen.


Die meisten Geschichten behielt ich nur für mich, aber die, die mir besonders gut gefielen, verschenkte ich an meine Familie; das weiße, teilweise linierte Papier mit Buntstiften schön farbenfroh hinterlegt, versteht sich. Die Geschichten sollten schließlich einen gebührenden Rahmen erhalten. Man sollte meine Geschichten nicht nur gerne lesen sondern auch gerne anschauen. Und so wurde das Leseerlebnis bei meinen ersten Geschichten im wahrsten Sinne des Wortes bunter.


Ich hätte wohl nahtlos damit weiter gemacht und eine Geschichte nach der anderen geschrieben, wenn ich nicht ausgerechnet mit meinem bis dahin längsten Werk die harscheste Reaktion bekommen hätte, die ich mir bei einem Geschenk hatte vorstellen können...


Ich war in der zweiten Klasse und hatte eine Geschichte über die Abenteuer eines kleinen Hasen geschrieben, die mehrere Din A4 Seiten lang war. Gelinde gesagt, war ich verdammt stolz auf mein Werk und konnte es kaum erwarten, es zu verschenken. Bildlich malte ich mir das freudige und stolze Gesicht der Beschenkten aus und wurde bei dem Gedanken daran schon ganz kribbelig.


Ich band die Blätter mit Geschenkband zu einem Buch zusammen, schnitt die Kanten zackig und nahm wieder einmal meine Buntstifte, um noch ein wenig Farbe in das Ganze zu bringen. Es sollte alles perfekt sein: der Inhalt genauso wie das Äußere.


Ich war stolz wie Bolle und fest davon überzeugt, der Beschenkten eine riesen große Freude zum Geburtstag damit zu bereiten.


Dann wurde es schließlich ernst. Der Tag der Geschenkübergabe kam und ich überreichte aufgeregt mein neuestes Werk. Die Reaktion, die nun folgte, war für mich jedoch vollkommen unerwartet und sollte noch jahrelang nachhallen. Anstatt der von mir erwarteten Freude, bekam ich genau das Gegenteil: Enttäuschung und Vorwürfe.


Kopf schüttelnd sah die Beschenkte auf die Blätter in ihrer Hand hinab und seufzte, bevor sie mit ernster Stimme sagte: „Du bist langsam alt genug mir richtige Geschenke zu machen und nicht SO WAS! Das will doch nun wirklich KEINER lesen! Du bekommst schließlich Taschengeld. Da erwarte ich mittlerweile etwas anderes.“ Mit diesen Worten ließ sie mein liebevoll gebasteltes Buch auf den Tisch fallen und widmete sich direkt dem nächsten Präsent, ohne mein Buch noch eines weiteren Blickes zu würdigen. Das Klatschen der Seiten auf dem Tisch, ließ mir mein Herz in tausend Stücke zerspringen.


Nicht mal reingeschaut hatte sie. Kein einziges Wort hatte sie gelesen. Kein Kommentar zu all der Mühe und Liebe, die in diesem Geschenk steckte. NICHTS! Wenn nicht mal SIE es lesen wollte? Wer dann?


Der Schmerz saß tief und der Glaube war gefestigt, dass sich niemand für das interessieren würde, was ich schrieb; dass ich niemanden mit meinen Texten eine Freude machen konnte.


Ich war am Boden zerstört. Mein Traum eines Tages eine weltberühmte Schriftstellerin zu sein, die mit ihren Büchern anderen Freude bereitet schien zu Ende zu sein bevor er überhaupt eine Chance hatte zu beginnen.


Da half auch nicht mehr der Versuch meines Vaters die ganze Sache ins Positive zu drehen. Am kommenden Schultag zeigte er meiner damaligen Klassenlehrerin mein Werk, die es gleich in der ersten Stunde begeistert der Klasse vorlas. Aber es war zu spät. Anstatt wahrzunehmen, dass mein Vater und meine Klassenlehrerin offenbar anderer Meinung waren und meine Geschichte sehr wohl als lesenswert erachteten, fühlte ich mich in diesem Moment nur gedemütigt und wäre am liebsten im Boden versunken vor #Scham.


Nach der Erfahrung des vorherigen Tages empfand ich jeglichen Ausdruck von Begeisterung als Hohn.


Als das Mädchen, das damals neben mir saß, mich nach der Geschichte anstrahlte und bewundernd fragte, ob ich mir das wirklich ganz alleine ausgedacht und geschrieben hatte, brach ich in Tränen aus.


Es sollte ganze siebenundzwanzig Jahre dauern bis ich mich wieder wagte meine Gedanken und Geschichten, die seither nur in meiner Phantasie lebendig waren, aufzuschreiben und einem anderen Menschen zu zeigen. Jahre, in denen der innere Drang zu Schreiben und der immanente #Selbstzweifel wilde und kräftezehrende Kämpfe ausgefochten haben, die der #Selbstzweifel immer haushoch gewann.


Aber warum erzähle ich das alles? Warum erzähle ich nicht einfach eine ganz andere Geschichte, so wie sie heute im Zeichen von Snapchat, Instagram und Facebook gerne erzählt wird? Eine mit tollen Bildern untermauerte, die von scheinbar atemberaubenden Erlebnissen ohne Drama, Zweifel oder Misserfolgen berichtet?


Ganz einfach: Weil das Leben nicht so ist!


Das Leben hat keinen Weichfilter, den wir drüber legen können, damit alles netter aussieht und die Erlebnisse und Erinnerungen verschwinden, die uns verletzt haben.


 

Wo Licht ist, gibt es auch immer Schatten.

 

Wenn man heute die Posts seiner Freunde betrachtet, sieht alles nach einem tollen Urlaub und großartigen Momenten aus. Aber auch nur, weil niemand von dem Streit, der zehn Minuten danach stattgefunden und den Abend ruiniert hat, ein Foto machen würde, um das dann mit seinen Freunden zu teilen. Wir sehen nur den schönen Teil der Geschichte und fragen uns dann, warum die anderen es doch so viel einfacher und besser haben als wir.


 

Niemand kann durch sein Leben gehen, ohne verletzt zu werden.

 

Wir alle haben unsere ganz eigene, vielschichtige Geschichte zu erzählen von Leid, Trauer, Enttäuschung, Wut, Angst und Hilflosigkeit. Die Frage ist jedoch, was wir aus diesen Erlebnissen und Gefühlen machen.


Lassen wir die Vergangenheit unsere Gegenwart und unsere Zukunft bestimmen?


Geben wir ihr die Macht uns an den Dingen zu hindern, die uns gut tun und glücklich machen oder nehmen wir sie eben genau als Grund etwas zu ändern; in uns und an der Welt um uns herum?


Ich für meinen Teil habe viel zu lange die erste Variante gewählt; habe Unsicherheit und Selbstzweifel das Sagen über mein Leben überlassen und meine Träume und Wünsche tief in meiner Seele vergraben mit der Aufschrift:


„Das mache ich irgendwann mal...“.


Auch wenn #Selbstzweifel und #Unsicherheit nie ganz verschwinden werden und einen immer offen halten für die so wichtige konstruktive #Kritik, sollte sie nicht das Denken und Handeln bestimmen. Mit dieser Erkenntnis gehe ich nun den zweiten Weg und nutze meine Erfahrungen, um anderen Mut und Hoffnung zu geben an der Erfüllung ihrer eigenen Träumen zu arbeiten.


Jetzt wo ich den Vergleich habe, kann ich mit Klarheit sagen: Es ist nicht einfach und man hat wie bei allem im Leben seine Erfolge und Rückschläge, aber das Gefühl etwas Positives aus seinen Erlebnissen werden zu lassen, ist mehr als nur befreiend und eine Erfahrung, die ich jedem Menschen wünsche.


Sei mutig und wage den ersten Schritt! Du wirst erstaunt sein, was passiert.


Nicht jeder wird dich unterstützen und dich von der Seite anfeuern und du wirst ungeahnte Hindernisse überwinden müssen, aber es lohnt sich! Sobald du den ersten Schritt gegangen bist, gibt es kein Zurück. Du wirst merken wie gut es tut, das Zepter der Macht über das eigene Leben selbst in die Hand zu nehmen und nicht dem Gutdünken anderer zu überlassen.


Glaube an dich selbst! Das hast du mehr als nur verdient.


Hast du den ersten Schritt vielleicht schon getan und möchtest deine Erfahrungen teilen? Dann freue ich mich sehr von dir zu lesen!


Alles Liebe,

Deine Nadine

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